Was ist Forward Guidance?
15. Dezember 2017 (aktualisiert am 28. Juli 2022)
Einige Zentralbanken nutzen ein geldpolitisches Instrument namens Forward Guidance, d. h. sie kommunizieren ihre künftigen geldpolitischen Absichten. Die geldpolitischen Absichten wiederum beruhen auf ihrer Einschätzung bezüglich der Aussichten für die Preisstabilität.
Die EZB verwendete Forward Guidance erstmals im Juli 2013. Damals teilte der EZB-Rat mit, dass er davon ausgeht, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf einem niedrigen Niveau bleiben werden. Seitdem wurde die Forward Guidance der EZB mehrmals angepasst.
Um glaubwürdig zu bleiben, muss die Forward Guidance der EZB zu ihren geldpolitischen Absichten inhaltlich jederzeit im Einklang stehen mit der Einschätzung des EZB-Rats zur derzeitigen Wirtschaftslage und zu den künftigen Aussichten. Dies gilt insbesondere für die Inflationsaussichten.
Wie funktioniert Forward Guidance in der Praxis?
Ein Beispiel zur Veranschaulichung der Funktionsweise von Forward Guidance:
Wann kommt Forward Guidance zum Einsatz?
Leitzinsen sind das konventionelle geldpolitische Instrument der EZB. Sie werden eingesetzt, um das Inflationsziel der EZB für den Euroraum zu erreichen. Beispielsweise kann die EZB in Zeiten, in denen die Inflationsrate viel zu niedrig ist, als Gegenmaßnahme die Leitzinsen senken. Sind die Leitzinsen bereits sehr niedrig, ist es für die Zentralbank schwierig, mit weiteren Leitzinssenkungen die gewünschte Wirkung zu erzielen. In diesem Fall bedarf es anderer geldpolitischer Instrumente wie z. B. der Forward Guidance.
In einer solchen Situation trägt eine klare Kommunikation über künftige geldpolitische Absichten dazu bei, dass Banken, Finanzmarktteilnehmer, Unternehmen und Verbraucher eine bessere Vorstellung davon haben, wie sich die Kreditkosten in Zukunft vermutlich entwickeln werden, und der Konjunktur wird der notwendige Impuls gegeben.
Somit erhöht Forward Guidance die Wirksamkeit der Geldpolitik der EZB und unterstützt sie dabei, ihr wichtigstes Ziel zu erreichen. Dieses besteht darin, zum Wohl der Menschen in Europa im gesamten Euroraum für stabile Preise zu sorgen.